Alpen-Tour 2003Alpen-Tour 2004Die Klasse von 1980
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Die meisten der Mitwisser unserer Tour haben an unserem Verstand ge-zweifelt. Solche Strapazen für so “wenig” Motorrad-Spaß, aber das ist, wie fast alles Ansichtssache. 3 Männer, ein Auto, ein Anhänger und die 3 Maschinen - 18.00 Abfahrt Hameln. Ankunft Füssen 0.30 Uhr - 673 km. Matraze raus, noch ein leckeres Pils und dann in den Schlafsack.



Ein Frühaufsteher mit einem gassigehenden Hund zeigt uns, dass wir langsam aufstehen sollten. Die Köpfe gehen hoch, suchen die Orientierung - ach ja Füssen. Vor uns der Forggensee und im Hintergrund Schloß Neuschwanstein: König Ludwig II. ließ seine 'Traumburg' von einem Theatermaler mit zahlreichen Türmen und Zinnen entwerfen und sie auf einem hohen Felsrücken

1869-86 errichten. Er verbrachte nur 102 Tage hier, bevor er abgesetzt wurde und mit seinem Leibarzt zum Starnberger See umsiedelte, wo beide auf mysteriöse Weise ums Leben kamen. Aber all das interessiert uns jetzt nicht. Unsere Gedanken sind schon längs bei Motorrad und Bergen.

Eine Flasche Wasser zum Zähneputzen, ein kleines Toilettenhäuschen - was fehlt noch mehr zum Glück. Der letzte Rest Kaffee aus der Thermos-Kanne, eine Kabanossi und ein Brötchen bringen uns in die richtige Erwartungsstimmung. Die Anspannung steigt. Wir suchen eine geeignete Bleibe für unser Gespann. Der Hänger ist geliehen und wir wollen ja auch wieder mit ihm nach Hause. Bei einem kleinen Kfz-Betrieb werden wir schnell fündig - einen 10er für die Kaffeekasse und wir sind beruhigt. Behutsam werden die 600er Yamaha und Kawa abgeladen. Als letztes die Gummikuh (R1100R) - noch schnell die Verzurrgurte verstauen, Rest in den Kombi, Klappe zu und los.


Das Oberallgäu und der Fernpaß sind eine ideale Vorbereitung auf das, was vor uns liegt. An Reutte vorbei, Imst kurz streifen und rechts ab ins Ötztal über die Timmelsjoch-Hochalpenstrasse. Langsam schlängelt sich die Strasse im Tal hoch. Ein Erlebnis für Auge und Motorrad. Bei Obergurgl-Hochgurgl öffnet sich "Das geheime Tor zum Süden" - das Timmelsjoch.

Am höchsten Passübergang der Ostalpen findet man wohl die schönsten Naturpanoramen der Alpen. Die unwiderstehlich angelegten Kurven bieten einen unvergessliches Fahrerlebnis und die Passstraße schlängelt sich auf über 2500 Höhenmeter - hier werden die kühnsten Träume wahr. Ein kleiner mieser Beigeschmack - Mautgebühr (Motorrad einfach € 8,-). Man gut, das wir nur Transitreisende sind. Nächste Ziele: Jaufenpass und die Südtiroler Dolomiten - alles mautfrei.
Für das komplette Wochenende hatte die Region Bozen “Kaiserwetter” ausgerufen. Und so kam es auch - die erste Pause auf dem Timmelsjoch -
- eine Weitsicht, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Gipfel und Schluchten so weit das Auge reicht. Die Temperaturen im Tal lagen um 20°C - jetzt hier oben keine 15°C. Kurz ein paar Fotos gemacht und wieder aufsteigen - Südabfahrt Richtung San Leonardo in Passiria (Bz) - Italien. Mittlerweile sind es bestimmt 25°C im Tal. Links ab, Richtung Jaufenpass und der Spaß beginnt aufs Neue. Die Entscheidung, den Paß von Westen nach

Osten zu befahren, erweist sich als richtig. Das Panorama hier oben ist einfach genial. 19 Kehren auf einer Länge von ca. 40 km und einem Höhenunterschied von 1774 m bei einer max. Steigung von 12% lassen diesen Paß auch von Anfängern erschwinglich werden. Wir berauschen uns an den schönen schwungvollen Kurven Richtung Sterzing und stehen mit unserer Uhr auf

Kriegsfuß. Sollen wir das Penserjoch noch mitnehmen, oder lieber gleich direkt zur Sella-Ronda. Wir entscheiden uns für die 60 km Autobahn von Sterzing nach Bozen. Eine Anstrengung, was keiner geahnt hätte. Mittlerweile über 30°C, Lkw´s und Kleintransporter die gute 150 fahren. Augen zu und durch. Endlich Bozen und erstmal tanken. Klamotten aus und eine kleine Pause. Dann ins Eggental, hinter Kardaun, da beginnt die Straße zum Karerpaß gleich zum Eingewöhnen mit einer Steigung von 16 %. Hoch über dem Tal wachen zwei alte Schlösser aus dem 13. Jahrhundert über diese Straßenverbindung, die das deutschsprachige

Eggental mit dem ladinischen Fassatal verbindet. In der wildromantischen Eggenschlucht zwängt man sich durch teilweise nur 4 m breite Engstellen. Vor uns ein Bus, aber das habe ich schnell erledigt. Ein kleiner Adrenalinstoss und vorbei. Nach einem aufwendigen Teil mit Galerien und Tunnels eröffnen sich bald erste Ausblicke auf den Rosengarten. 5 bis 6 km hinter Welschnofen gibt es rechterhand einen Parkplatz, von dem wir den Karer See mit seiner bizarren Felskulisse bewundern. Wieder nur eine kurze Pause, denn das Sella-Joch ruft. Den meisten alpenbegeisterten Tourenfahrern wird das Sellajoch als Teil einer klassischen Rundtour bekannt sein. Der besondere landschaftliche Reiz, der von dieser Gegend ausgeht, besteht in der unterschiedlichen Felsformationen, die sich dem Betrachter präsentieren.
Es gibt hier, angefangen von wildzerklüfteten Felsformationen wie die Marmolada-Gruppe (3342 m) über flach abfallende Tafelberge, die auch in der Sellagruppe zu sehen sind, bis hin zu bewaldeten Berghügeln die ganze alpinistische Vielfalt zu bewundern. Aber diese Kurven - wahnsinn - gut ausgebaute Strassen mit einem Super-Asphalt - Grip ohne Ende und alles mit diesem Panorama.

Höhe: 2213 m, Höhenunterschied: 750 m , max. Steigung: 11 %) 17 km, die ruhig noch ein bißchen länger hätten sein können. Doch schon kommt das nächste Joch - das Grödner. Dieses sollte in keinem Alpenpässealbum fehlen. Während die Westrampe fahrtechnisch keine besonders hohen Ansprüche stellt, ist die 10 km lange Ostrampe mit seinen gemauerten Kehren durchaus sehenswert. Das Grödner Joch ist eine der vielen Straßen im Alpenraum, die vor und während dem 1. Weltkrieg als Militärstraße gebaut und genutzt wurden. Außerdem weist das Grödnertal noch eine weitere Eigenart auf, hier wird von Teilen der Bevölkerung noch Ladinisch gesprochen. Da diese Sprache jedoch im Aussterben begriffen ist, wird sie zunehmend bewußt gepflegt. Diese Pflege der einheimischen Sprachkultur spiegelt sich auch in den dreisprachigen Verkehrsschildern wieder. Auf der Paßhöhe ist, wie bei schönem Wetter auf allen Paßhöhen, der Teufel los. Alles, was irgendwie zwei Räder hat, scheint auch heute hier zu sein, und macht auch noch Rast. Aber immer wieder dieses Panorama.


Wir haben mittlerweile 360 km hinter uns und ehrlich gesagt, wir freuen uns auf unser Hotel, ein schönes Hefeweizen und ein deftiges 4-Gänge-Menü.
Vorher genießen wir noch die herrliche Fahrt durch das ladinische Altabadia-Tal. San Lorenzo, Chienes und schnell noch der Aufstieg nach Terenten (Terento) zur Sonnenstrasse, das ist unser gebuchtes Quartier. Bei Kilometer 446: Hotel Dolomitenblick: www.hotel-dolomitenblick.com  - der Tag geht müde aber glücklich zu Ende.


Ein Hahn kräht. So bin ich lange nicht geweckt worden. Ein Schritt auf den Balkon - die Sonne ist auch schon auf und klettert langsam am Horizont hoch. Eine Luft, geprägt durch ländliche Gerüche und der Vegetationsvielfalt der Dolomiten. Man muß jetzt einfach aufstehen.

Ein ausgie-biges Früh-stück vom feinsten und schon sitzen wir wieder auf den Motorrädern. Das Puster-tal, welches ich schon aus unzähligen Winterurlauben kenne, ent-faltet auch im Sommer seine wunderschöne Pracht. Der Name

Terenten leitet sich vom Wort "torrentum" ab, der lateinischen Bezeichnung für Wildbach - die ersten urkundlichen Erwähnungen des Dorfes gehen bereits auf das 10. Jdh. zurück. Die Umgebung ist heute noch durch die Landwirtschaft geprägt. Mit seinen Ortsteilen Margen, Talson, Sonnenberg, Ast, Schneeberg, Pein und Pichlern liegt Terenten an der Pustertaler Sonnenstraße, die wir jetzt verlassen und in Richtung Brixen fahren.
Auf dem kleinen Stück Autobahn von Brixen nach Bozen (Kosten: 1,40 €) kommt in mir die Vorfreude auf die heutige Etappe auf - “zu Besuch beim König Ortler”. Das Stilfser Joch, was ich schon zweimal allerdings von der Westrampe überfahren bin, steht heute von der Ostrampe an. Ausfahrt Bozen-Süd, hier müssen wir runter.


“Talwächter” Dietmar, der seinen Namen seit 1998 durch eine Verweigerung des Stilfser Jochs trägt, gibt mir das Tankzeichen und wir suchen nach einer Zapfsäule. Noch einmal volltanken und dann immer den Schildern Passo de la Mendola hinterher. Der Mendelpaß verbindet das Nonstal mit dem Überetsch. Die Strecke zwischen Fondo und Eppan beträgt 26km.  
Sowohl landschaftlich als fahrtechnisch ist die Westrampe mit ihren Kehren eine interessante Strecke. Hier windet sich die Straße hoch über dem Etschtal und dem Bozner Talkessel am Fels entlang und bietet begeisternde (und schwindlige) Tiefblicke. Von hinten kommt eine Ducati Monster angestampft. Ich weiß nicht warum, aber meine Thundercat schreit und versucht einfach hinterher zu fliegen. Das Kurvenlesen ist nicht einfach, da die Ducati immer wieder einen Vorsprung rausfährt. Wir fahren auf eine Gruppe Schweizer auf und ich kann wieder aufschliessen. Danach fahren wir gemeinsam “zügig” zur Paßhöhe. Ein kleiner anerkennender Gruß von beiden und ich warte auf meine beiden “Gefährten”.
Hier scheint man irgendwie Südtirol zu verlassen. Den mediterrane Einfluß spürt man ständig. Schilder, Strassen, Autos, Menschen, Geschäfte … Es wird übrigens auch wieder wärmer und wir kommen über das Gampenjoch auf Meran zu. Kurz vor Meran taucht plötzlich ein Schild mit dem Hinweis auf die Nebenstrecke Richtung Reschen auf. Eine ruhige aber kurvenreiche Strecke, vorbei an Meran mit dem Ausblick auf Obsthaine und kleinen burgenähnlichen Häusern führt uns zum Aufstieg ins Vinschgau.
Kein Tal wie die anderen. Frei schweift der Blick. Hinüber zu den Eisdomen der Gletscherriesen, über die glitzernde Fläche der Seen, über sanfte Matten dem Süden zu. Eine grandiose Landschaft, die entdeckt sein will. Mit spannenden Gegensätzen, auch ruppig und rauh, und dann wieder mild mediterran, wo die Rebe und Obst in Fülle wachsen. Jedes eine kleine Welt für sich.
Dann endlich die Einfahrt zum Stilfser Joch. Ab hier bin ich nicht mehr zu halten. Ein kleine Gruppe Schweizer nervt mich schon wieder. Können die denn überhaupt kein Motorrad fahren? Ab Trafoi beginnt die eigentliche Adrenalin-Zufuhr.

Die Ostrampe mit seinen gigantisch kleinen Spitzkehren (1.Gang) kann manchen Anfänger schon zur Verzweiflung bringen. Für uns aber der wahre Genuss. Leider ist heute Samstag und dementsprechend ist auch der Verkehr. Was wollen eigentlich diese Autofahrer und vor allen Dingen - diese Wohnmobil-Heinis hier oben? Mit zweimal Zurücksetzen kommen sie gerade durch die Kurven, aber fühlen sich wie Helden. Auf der Paßhöhe angekommen wird kurz die Aussicht genossen und dann das obligatorische Würstchen, mit Kraut und Brot geholt. Erst jetzt ist die Überfahrt perfekt. Dietmar hat sein Namen geändert -



Alle genießen und staunen. Olaf weiß gar nicht was er sagen soll. Die Faszination Alpen hat auch ihn spätestens jetzt gepackt. Wie kommt man bloß auf die Idee, hier mit dem Fahrrad hochzustrampeln?


Wir machen uns wieder auf den Weg die herrliche Panorama-Strecke der Westseite abzusteigen - Richtung Bormio.



Der Foscagnopaß verbindet das Livignotal mit dem Veltin. Die Strecke zwischen Livigno (1816m) und Bormio (1217m) beträgt 37 km. Durch zwei Tunnel und mehrere Schleifen geht es hinauf nach Amoga. Über den nicht ausgeschilderten Passo d'Eira (2208m) geht hinab von der Paßhöhe nach Livigno. Hier befindet sich auch die italienische Zollkontrolle. Livigno ist das Zentrum eines italienischen Zollausschlußgebietes und wir tanken für sagenhafte 64 Cent der Liter Super. Ich glaube hier müssen wir nochmal vorbei. :-)
Durch ein karges Tal kommen wir zum Livigno-Paß und wechseln heute zum dritten Mal das Land. Vom Berninapaß haben wir einen gigantischen Blick und können auch

den Bernina-Express sehen. St. Moritz bleibt unbeachtet, Zernez wird nur leicht berührt und die Auffahrt zum Ofenpaß (2149 m) beginnt. Unspektakulär aber schön jagt man durch kahle Tannenwälder und wechselt nach einigen Kilometern wieder das Land. In Malles beginnt die letzte Auffahrt für heute Richtung Reschenpaß. Die langgezogenen Schleifen erinnern mich an eine Abfahrt von Skiläufern mit Fackeln - halt wegen der schönen Schleifen.

Vor uns liegt der Reschensee mit seinem versunkenen Kirchturm. Und hier ist nach 432 km unser Hotel.
www.alpenhotel-panorama.it - Die Begrüßung mit Obstler fällt recht rustikal aus und nach kurzem Frischmachen, lassen wir uns das Abendmenü mit einem Weizen schmecken.
Später fragte uns der Wirt noch, ob es eigentlich irgendeinen Deutschen gibt, der kein Motorrad hat. Ich glaube nicht, aber es trauen sich nicht alle hier runter.


Leise ruht der See..., man ist das wieder ein Blick. Unsere Fenster sind genau auf den See gerichtet und wir genießen den letzten Morgen. Schon jagen die ersten Motorräder den Paß rauf. Wann sind die aufgestanden? Duschen und in aller ruhe Frühstücken. Hier taucht plötzlich die Frage auf, ob wir nicht einfach einen Tag dranhängen wollen. Aber das würde den Abschied nur verschieben. Man sollte solche Erlebnisse geniessen, und es gibt ja bald ein nächstes Mal. Warum eigentlich schon an Abschied denken. Wir haben doch noch mindestens einen halben Tag. Also los!

Reschpaß runter, auch hier sind wieder tolle Kurven zu meistern. Ein langer Tunnel bringt uns nach Landeck und wir fahren im Tal Richtung St. Anton am Arlberg-Paß. Kurzer Tankstopp und dann noch einmal, vielleicht das letzte Mal diesen Kick spüren. Oben angekommen, die Jungs von der Lederzunft. Eigentlich cool, aber irgendwie auch ... nein, jedem das seine. Auf gehts runter Richtung Lech und dann der Flexenpaß. Wieder Galerien in den Berg gehauen. Alte Wehrmachts-strasse und riecht nach alten Holz, was als Dach-konstruktion benutzt wurde.

Danach Lech und Warth, und hinein ins Lechtal auf Reutte zu. Vorher geniessen wir aber das wirklich letzte Mal die Kurven - der kleine Gaichtpaß ins Tannheimer Tal zum Haldensee. Eine kleine Rast und ein kühles Bad. Raus aus den Lederklamotten, die Badehose an und hinein.

Haldensee - Pfronten - Füssen unsere letzten Stationen - am Ende 245 Tageskilometer. Mit Auf- und Abladen haben mittlerweile Routine und so sind wir in einer 3/4-std. abreisefertig. Noch ein leckeren Leberkäse und ein schönes kühles Privatbräu und zurück geht es - 675 km.  Ankunft: Hameln 23.35 Uhr





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